Auszug aus der Vereinsgeschichte
(zusammengetragen vom Sportfreund Josef Wagner – aus Festschrift zum 40jährigen Bestehen des Vereins am 2. August 1960)
Bereits im Jahre 1912 gründeten gleichgesinnte Freunde des Schwimmsports in Duisburg einen Arbeiterschwimmverein, der sich dem Arbeiter-Schwimmerbund, Sitz Dresden, anschloss. Jedoch hatte dieser Verein ein sehr schweres Los, denn die damals Herrschenden sahen in seinem Bestehen eine Gefährdung der Monarchie. Sie erschwerten seine Arbeit mit immer neuen Schikanen, sodass die Mitgliederzahl nur gering blieb und nicht über 30 hinausging. Als 1914 der Weltkrieg ausbrach, erlosch das Leben des ersten Duisburger Arbeiterschwimmvereins vollends.
Als der 1. Weltkrieg durch die Revolution im Jahre 1918 beendet war und die Weimarer Republik das traurige Ende des zusammengebrochenen Kaiserreichs übernahm, entstanden in der Folge in Deutschland, unter Förderung der gesamten Arbeiterbewegung, die Arbeiter-Sportvereine. So fasste auch das Duisburger Arbeiter-Sportkartell den Gedanken, am Ort einen Arbeiterschwimmverein zu gründen. Nach längerer Vorbereitungszeit wurde er am 2. August 1920 in der Gastwirtschaft Baron, Unterstraße, aus der Taufe gehoben. Sein Name: „Arbeiter-Wassersport-Verein e.V.“ in der Kurzfassung AWV genannt. Dieser Verein schloss sich dem Arbeiter-Wassersportverband, Sitz Dresden, an. Im Jahre 1924 erfolgte der Zusammenschluss des Arbeiter-Wassersport-Verbandes mit dem Arbeiter-Turnerbund in dem größten einheitlichen, fast eine Million Mitglieder zählenden Arbeiter-Turn- und Sportbund mit dem Sitz in Leipzig.
In den folgenden harten Aufbaujahren konnte der Verein auf Grund der Verbundenheit der Mitglieder schwerste Belastungen wirtschaftlicher, aber auch ideeller Art, überwinden. Nach langen Bemühungen wurde ihm im Hallenbad an der Heerstraße – mittwochs – wöchentlich ein Übungsabend zugestanden, an dem die Mitglieder mit Begeisterung ihrer sportlichen Betätigung nachgingen. Mit diesem einen Übungsabend war aber dem sportlichen Eifer unserer Mitglieder zu wenig Raum gegeben und es wurde der Wunsch laut, ein eigenes Freibad an der Wedau zu besitzen. Das Gelände, das den Mitgliedern am geeignetsten erschien, gehörte der Niederrheinischen Hütte. Unsere diesbezüglichen Verhandlungen wurden vom Betriebsrat der Hütte unterstützt. Und schon nach kurzer Zeit wurde uns der Platz zugewiesen. Damit hatte der Verein eine Badestelle. Ziel war aber eine eigene Sportstätte. Die Werkleitung gab uns die Zusicherung, dass dieses Gelände für sie industriell uninteressant war. Hiermit ergab sich für uns die Möglichkeit zu bauen. Es begann eine emsige Tätigkeit: Baumaterial und Werkzeuge wurden gesammelt und auf Handwagen zur Anlage geschafft. Nach vielen freiwilligen Arbeitsstunden stand bereits 1923 ein bescheidenes Bauwerk mit Umkleideräumen, Bootsraum und einem Raum für die Strandwache. Von nun an nahm der Verein einen schwunghaften Aufstieg. Neben der eigentlichen schwimmerischen Aufgabe entwickelten sich auch andere Sportgruppen (Handball, Faustball usw.). Unter anderem entstand eine beachtliche Bootsabteilung, die sich aber 1928 unter dem Namen „Freie Wasserfahrer Duisburg“ von uns lösten und am Rhein ein eigenes Heim schufen.
Unter dem Motto: Jeder Mensch ein Schwimmer und jeder Schwimmer ein Retter, wurde der Ausbildung im Rettungsschwimmen der Vorzug gegeben. Das Ansehen des Vereins wuchs und wurde im Laufe der Jahre durch seine Erfolge in Westdeutschland unter den Arbeiterschwimmvereinen weiter gehoben. Zahlreiche Schwimmfeste mit guten sportlichen Ergebnissen wurden durchgeführt. Außerdem nahem wir an Schwimmveranstaltungen befreundeter Vereine teil. Besonders hervorgehoben seien hier die Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt/M. sowie das Bundesfest in Nürnberg 1929 und die Arbeiter-Olympiade 1931 in Wien. Auf diesen Begegnungen konnte unser Verein mit sehr guten Leistungen aufwarten.
1929 traf uns dann ein harter Schlag: Die Niederrheinische Hütte kündigte uns den Platz. Sie gründete einen eigenen Werksportverein. Für die von uns geschaffene Anlage wurde uns lediglich eine Entschädigung gezahlt. Es hieß: wieder von vorn anfangen. Durch Fürsprachen erhielten wir 1930 von der Firma Krupp ein in unmittelbarer Nähe gelegenes urwüchsiges Gelände. Als im Jahre 1931 das Gelände in den Besitz der Stadt Duisburg überging, wurde mit allem Nachdruck der Bau eines neuen Vereinsheims geplant und im ersten Abschnitt durchgeführt. Durch die Weltwirtschaftskrise gingen viele Baugeschäfte in Konkurs, wodurch wir billiges Baumaterial und Werkzeuge erwerben konnten. Und wieder schufen die Mitglieder in freiwilliger, ideeller Arbeit – in Verbindung mit dem freiwilligen Arbeiterdienst – den ersten Bauabschnitt, der im November 1932 im Rohbau fertiggestellt war. Aus dem scheinbaren Unglück von 1929 wurde für den AWV ein glänzender Aufstieg. Aber diese großartige Entwicklung – getragen von der Hingabe und dem Idealismus der Mitglieder – fand im Frühjahr 1933 durch die Machtergreifung Hitlers ein jähes Ende. Alle Arbeiterorganisationen – auch der AWV – wurden verboten. Das Heim wurde von der SA besetzt und sollte an den Duisburger Schwimmverein 98 verkauft werden, der damals eine neue Anlage an der Wedau suchte. Der Vorstand lehnte ab. Der Fischerverein dagegen übernahm die Anlage von den damaligen Machthabern.
Damit war alles zu Ende. Die Nacht über Deutschland begann!
Schon wenige Tage nach dem katastrophalen Zusammenbruch des Hitlerreichs fanden sich einige alte Mitglieder zusammen, um die Rechte des Vereins auf Rückerstattung seines Eigentums, geltend zu machen. Von einer gewaltsamen Aktion, die Anlage in Besitz zu nehmen, nahm man Abstand. Der Kreis der alten Mitglieder blieb vorläufig klein, denn viele Mitglieder waren noch in Gefangenschaft. Wohnungs- und Nahrungssorgen waren andererseits für viele der Grund des Fernbleibens. Unser Anspruch auf Rückgabe der Anlage wurde in der Besprechung vom 25.04.1946 anerkannt. Von Seiten der Stadtverwaltung geschah aber in dieser Angelegenheit nichts. Auch waren alle Bemühungen unsererseits nur Einzelaktionen und daher erfolglos.
Auf Grund dieser Sachlage fanden sich einige ältere Mitglieder, u.a. Friedrich Elsposch, Arnold Hirschmann, Ewald Mattern und Jupp Wagner bereit, die Vereinsangelegenheit konkret in die Hand zu nehmen. Anfang Mai 1946 wurde die erste Mitgliederversammlung in der Gastwirtschaft Kassiepe, Wanheimerort, durchgeführt. 25 Freunde waren der Einladung gefolgt. Folgender Vorstand wurde gewählt:
Erster Vorsitzender: August Hasenacker
Kassierer: Friedrich Elsposch
Sportwart: Ewald Mattern
Jugendwart: Fritz Elsposch jr.
In dieser Versammlung wurde beschlossen, der neuen Entwicklung im Sport Rechnung zu tragen und keine Arbeiter-Sportorganisationen zu gründen. Der Verein erhielt den Namen: „WspV: Freie Schwimmer Duisburg e.V.“ (vorm. Arbeiter-Wassersport-Verein e.V.:). Die Einbeziehung des alten Namens war notwendig, um als Rechtsnachfolger des 1933 verbotenen Vereins auftreten zu können. Nun wussten die Mitglieder, dass es mit dem Aufbau des Vereins ernst war. Energisch wurden unsere Ansprüche bei der Stadtverwaltung vorgebracht. Unterdessen trat August Hasenacker als Vorsitzender zurück. Sportkamerad August Gaydies übernahm diese Funktion. Damit war der richtige Mann gefunden, der sich unermüdlich für die Belange des Vereins einsetzte. In dieser Zeit ein sehr großes Opfer. Nun entwickelte sich alles in schneller Folge. Bereits 1946 wurde die Beitragskassierung aufgebaut uns als erster Hauskassierer stellte sich August Hirschmann zur Verfügung. Damit war ein enger Kontakt zu den Mitgliedern geschaffen.
Noch hatten wir die Anlage nicht zurückbekommen, um den sportlichen Betrieb aufnehmen zu können. Auch das Stadtbad in Duisburg lag in Schutt und Asche. Da wir aber nicht länger Abseits stehen wollten, bemühten wir uns um das Ruhrorter Stadtbad. Ab 2. Oktober 1946 führten wir wöchentlich – mittwochs – von 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr unsere Übungsstunden durch. Durch diese Übungsstunden nahm die Entwicklung unseres Vereins einen erfreulichen Aufstieg. Wir schlossen uns dem Verband Duisburger Schwimmvereine an und nach erfolgter Gründung des Westdeutschen Schwimmverbandes traten wir auch diesem bei. Mit Eintritt des Sommers wurde in verstärktem Maße die Rückgabe der Anlage in Angriff genommen. Der Fischereiverein erlaubte uns in der Anlage zu baden. Unter dem Eindruck der vorgefundenen Verwahrlosung erreichten wir mit Einschaltung Gustav Sanders eine persönliche Unterredung mit dem Stadtdirektor Klimpel. Nach dieser Aussprache wurde dem Städtischen Sportausschuss die Bearbeitung dieses Falles übergeben. Bereits am 24.6.1947 erfolgte die Übernahme des Vereinsheims und der Anlage.
Von diesem Zeitpunkt an ging es mit dem Verein schnell aufwärts. Die Mitgliederzahlen stiegen ständig und mit den vielen neuen Mitgliedern kam auch die Jugend. Der Elan der „Alten“ war ungebrochen, die neuen Mitglieder wurden mitgerissen, ein Wirken und Werken begann, das bis auf den heutigen Tag angehalten hat und so hoffen wir, sich wohl auch in Zukunft nicht ändern wird. Die Anlage und das Klubhaus wurden aufgrund dieser rastlosen Arbeit von Jahr zu Jahr schöner und ist heute zu einer der schönsten Sportanlagen im Westdeutschen Schwimmverband geworden.
Nur die wichtigsten Um- und Ausbauarbeiten seien herausgegriffen:
- 1946: 45 große Lastwagen Bauschutt entlang der Böschung angefahren und 2 große Bombenlöcher aufgefüllt.
- 1947: Einrichtung einer Kantine.
- 1949: Einrichtung einer feststehenden 12m breiten Startbrücke.
- 1950: Erweiterung der Unterkellerung.
- 1951: Bau neuer Umkleideräume und Errichtung der Terrasse, Anschaffung eines Bootshauses.
- 1952: Nochmalige Erweiterung der Unterkellerung
- 1953: Umbau des Klubhauses und Eröffnung der Gastwirtschaft, Bau einer Damentoilette mit Anschluss an die städtische Entwässerung.
- 1954: Umbau der Damen- und Herrentoilette, Verlegung des Erdkabels für den neuen elektrischen Anschluss, 135 Lastwagen Mutterboden von Vereinskamerad Stoppelkamp zur Fertigstellung des Sportplatzes angefahren.
- 1955: Überdachung des Treppenaufgangs am Klubhaus.
- 1956: Neubelegung der Terrasse mit Steinplatten, Anschaffung von Gartentischen und – Stühlen.
- 1958: Tische und Stühle für den Klubraum gekauft.
- 1959: 50 x 20-m-Schwimmbahn gebaut und Uferspundwand fertiggestellt, Anschaffung einer Hebeanlage für die Entwässerung, restliche Unterkellerung des Hauses und Neueinteilung der Umkleideräume, Jugendraum eingerichtet, Anschaffung einer neuen Theke und eines Gläserschrankes, Bootshaus umgebaut und zum Kanal verlegt, Parkplätze für Autos und Fahrräder erstellt, Dreieck zu gekippt und planiert.
- 1960: Einrichtung der Ufermauer, Kaltwasserdusche angelegt, Entwässerungsleitung Hof
und Terrasse an die Hebeanlage angeschlossen, Liegewiese planiert und neu eingesät, Herrentoilette mit neuen Fliesen belegt, Kinderspiel- und Sportgeräte angeschafft, Neuanstrich des Hauses.
Diese und viele andere Arbeiten sind Ausdruck der unermüdlichen Schaffensfreude und guter Kameradschaft. Sie bilden den äußeren Rahmen zu der ebenso emsigen und zielstrebigen Tätigkeit im schwimmsportlichen Geschehen. Durch das lange Verbot war der Verein in dieser Hinsicht um viele Längen zurück und musste von Grund auf neu aufbauen, wenn der Anschluss an die anderen Vereine im Westdeutschen Schwimmverband erreicht werden sollte. Vieles ist bereits erreicht worden, aber noch viel mehr ist zu tun. Wir werden nicht nachlassen, wir werden zielstrebig an der sportlichen Ertüchtigung unserer Jugend arbeiten; der Erfolg ist nicht ausgeblieben und die Zukunft wird weitere Erfolge bringen. Unzählige Schwimmsport-Veranstaltungen sind ausgerichtet und durchgeführt worden. Ebenso viele Schwimmveranstaltungen sind beschickt worden. Internationale Verbindungen wurden geknüpft und viele Freundschaften geschlossen. Die Betreuung der Jugend und die sportliche Kameradschaft sind oberstes Gesetz und lassen die Früchte reifen, die in langjähriger Arbeit durch die aufopferungsvolle und selbstlose Tätigkeit der sportlichen Funktionäre gepflanzt wurden. Die „Alte Mannschaft“ schaut voll Stolz auf ihr Werk und hofft es in gute und fleißige Hände legen zu können.
Eine Schlussbemerkung: Der Verein zählte am 1. Juli 1960 trotz Aufnahmebeschränkung 1.140 Mitglieder. Der Raum ist zu klein geworden.
Aus Festschrift „75 Jahre FSD“ (von Thorsten Kondziela und Remi Krämer 1995):
Bis heute wurden noch zahlreiche andere Sportabteilungen innerhalb des Vereins gegründet. So gesellen sich zu den Schwimmern und Wasserballern die Volleyballspieler, eine Unterwasserrugby-Mannschaft und die Abteilung der Flossenschwimmer. Auch der Breiten- und Seniorensport erfreut sich großer Beliebtheit. Für die Tennisfans wurde eigens ein Tennisplatz angelegt. Und wer keine Lust zum Sport hat, aus welchen Gründen auch immer, dem bietet der Verein, vor allem im Sommer, einen schönen Platz zum Erholen.
Am 31.12.1994 meldet die Statistik die Zahl von 1.046 Mitgliedern.